500 Jahre nach Gutenberg schreibt der Buchdruck immer noch Geschichten.
Das gestochen scharfe Wort, die vielen Seiten der Epochen, warum die Satzmaschine nicht bleifrei „tankte“ und Schafe in alten Büchern eine bedeutende Rolle spielten.
Ein Artikel, der Druck einmal ganz wortwörtlich nimmt, der Gutenberg und iMac an einem Tisch vereint und der beweist, dass das Unperfekte ein wunderbarer Freund des Grafikdesigns sein kann.
Als die Welt neue Seiten kennenlernte
Wir nehmen das Lesen als selbstverständlich wahr und blättern oder wischen durch Seiten – teils unbekümmert, oft gedankenlos, immer selbstverständlich.
Das ist es wert, ein paar Wörter über die Geschichte einer der bedeutendsten Erfindungen der Menschheit zu setzen, über Gutenberg und über Typeface, das neue Gesicht der Schrift, die seit Gutenberg permanent an Vielfalt gewinnt.
Im Anfang war das Wort
Die erste Bibelzeile führt mit Betrachtung auf den Buchdruck direkt dorthin, wo die Bibel auch hergestellt wurde: in die Klöster. Dort war das Schreiben und das kunstvolle Gestalten eines einzigen Exemplars eine rund eineinhalbjährige Beschäftigung für die Mönche. Dann war eine Bibel fertig, die – mit Verlaub – sicherlich einen der Top-Seller der damaligen Zeit darstellte.
Ein beeindruckendes, meisterliches Beispiel der biblischen Buchgestaltung und Buchmalerei stellt ohne Frage das „Book of Kells“ dar, das 800 n. Chr. in Irland erstellt wurde. Die Schrift: Insulare Uncialis.
Ein Buch – so tierisch wertvoll
Grundsätzlich dauerte ein Buch mit 200 Seiten um das Jahr 1400 gut und gerne fünf Monate Schreibarbeit. Das war der menschliche Part. Was aber ein Buch wirklich zu einem unbeschreiblich wertvollen Produkt werden ließ, ist die Tatsache, dass für das Pergamentpapier die Haut von 25 Schafen benötigt wurde. Das Material war weit wertvoller als die Schreibarbeit!
So stellte ein Buch um 1400 den Wert eines Weingartens oder einer Farm dar. Selbst der reichste Edelmann besaß damals höchstens 2 Dutzend Bücher! Das war purer Reichtum, und wenn man den Blick durch diverse klösterliche Bibliotheken wandern lässt, wird klar, in welcher Unermesslickeit wir uns hier bewegen. Da bewegen wir uns doch besser in der Geschichte.
Der steinige Holz-Weg vor Gutenberg
Gutenberg hat den Buchdruck nicht erfunden. Er hat ihn aber mit seinen beweglichen Lettern revolutioniert und in eine neue Epoche geführt.
In der Zeit davor gab es schon Druckverfahren, wie z. B. 100 n. Chr. in China, bei denen Steinreliefs mit Tusche eingefärbt und mit Papier abgerieben wurden. Der Holzdruck, so belegt es ein Exemplar aus China aus dem Jahr 868 n. Chr., war dann der nächste Schritt. Auch die Ägypter hatten mit Holzstempeln in Ton gedruckt.
In Europa zeigten sich die ersten Holzdrucke erst um 1400 n. Chr. Erst schwarz/weiß, dann kam Farbe hinzu. In jedem Fall aber wurden Bild und Schrift auf einem Holz-Sujet erstellt, um dann gedruckt zu werden. Der Text wurde teils mitgedruckt und teils handschriftlich eingefügt.
Blei, Satz und Sieg!
Was haben Druckerpresse, Schriftschneider, Schriftgießer, Typografen, Winkelhaken, Setzkasten oder Blei gemeinsam? Einen Vater: den Mainzer Johannes Gensfleisch, genannt Gutenberg.
Gutenberg löste 1450 mit seinen beweglichen Lettern und der Möglichkeit, Seiten x-beliebig zu vervielfältigen, eine Medienrevolution aus. Als sein Meisterwerk in ästhetischer und technischer Hinsicht gilt die 42-zeilige Gutenbergbibel aus dem Jahr 1455.
Mit Gutenberg startete das neue Zeitalter des Buchdrucks und in seinem Schlepptau zeigten sich Schriftentwicklungen und Satzarbeiten, die vollkommen neue Dimensionen erschlossen. Dadurch entstanden auch neue Berufe, weil Buchstabenformen plötzlich gestaltet werden konnten (Typograph) und die Lettern aus Holz geschnitzt oder in Blei gegossen werden mussten (Schriftschneider).
„Manuel Typographique“ Übersetzung:
Handbuch der Typographie, nützlich für die Leute der Schrift und alle diejenigen, die verschiedenste Teile der Kunst des Drucks ausüben. Von Fournier, dem jungen. Band 1
In Paris, gedruckt vom Autor, in der Rue des Pofles und verkauft bei Barbou, Rue S. Jacques,
1764
Flexibilität im Schriftbild kam auf, Seitengestaltung wurde gewichtig, die besten Setzer schafften 1.500 Zeichen pro Stunde. Um 1930 übernahmen knatternde Setzmaschinen mit 6.000 Zeichen pro Stunde das Kommando. Wenn man bedenkt, dass Bleisatz bis 1965 noch Standard in den Druckereien war, dann lässt sich ermessen, wie prägend und nachhaltig Gutenbergs Erfindung ist.
Plötzlich war er da, der Mac
Wir schreiben das Jahr 1984 und der iMac schreibt mit mehreren Schriften! Das ist die Revolution in der Anwendung. Ein neues Denken im Gestalten kommt auf. Schriften übernehmen Bildsprache. Typografie wird spielerisch eingesetzt. Grafikdesign ist die neue Formel, mit der Type ein neues Face bekommt, Satz eine neue Perfektion, Kreativität ein neues Layout.
Die Emanzipation der Schrift
Nennen wir es die Emanzipation der Schrift, die uns bis heute begleitet. In einem Facettenreichtum, der uns viel ermöglicht. Und weil wir mit den Grafikprogrammen die neue Perfektion bei Schriften bis zur Spitze treiben können, kommt immer wieder auch der Reiz des Unperfekten auf, der kreative Blick zurück in die ersten Jahre des Holzdrucks, zu Gutenberg, zu den natürlichen Materialien, zu alten Werten, die eine neue Persönlichkeit definieren.
Schrift und Markencode
Die meisten unserer Blog-Leser wissen es schon: Markencode ist ein faszinierendes Marketing-Denken auf Basis von Verhaltensmotivationen und Archetypen. Damit können Produkte, Marken und Zielgruppen optimal aufeinander abgestimmt werden. Ein Ergebnis davon: Mehr Aufmerksamkeit bei der passenden Zielgruppe.
Auch Schriften haben eine bestimmte Ausstrahlung und Charakter, weshalb auch Schriften passenden Archetypen und Werteräumen zugeordnet werden können.
Post Scriptum
Zum Schluss Danke an Dr. Thomas B. Er war Gast in der Schlossgarage, interessierter Zuhörer mit großem Wissen über Druckgeschichte. Und er hat uns dieses ausgesprochen schöne Blatt über die wichtigsten Meilensteine in der Schrift- und Druckgeschichte zur Anschauung mitgebracht. Vielen Dank.
Weiterführende Links:
empfehlenswerte Quellen zur Druck- und Schriftgeschichte:
typolexikon.de
herausgegeben von Wolfgang Beinert
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A History of Graphic Design.
Philip B. Meggs
DAS (englischsprachige) Standardwerk zur Designgeschichte.
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Teile des Artikels sind der Vorlesung von Günther Matern „Geschichte des GrafikDesign“ an der Kunstuniversität Linz im Studiengang Visuelle Gestaltung entnommen. Mehr darüber hier: https://www.ufg.at/Bachelorstudium-Grafik-Design-und-Fotogr.1570.0.html
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Mehr über Markencode.
Die Webseite des Entwicklers von Markencode, Thomas Börgel:
www.markencode.com
Wenn Sie Fragen oder Anregungen zum Artikel haben, schreiben Sie uns gerne per E-Mail.
Markencode E-Book
Wenn Sie mehr über Markencode wissen wollen und wie man damit mehr Aufmerksamkeit bei der passenden Zielgruppe erreichen kann, haben wir einen kostenlosen Download vorbereitet, inklusive eines kleinen Markencode-Selbsttests. Geben Sie uns Ihre E-Mail-Adresse bekannt und wir senden ihn gerne zu.
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