Analog oder digital? Klassik oder Moderne? Warum nicht das ganze Orchester …!?
Als der Schachweltmeister Garri Kasparow am 11. Mai 1997 dem IBM Computer Deep Blue in der 6. und entscheidenden Partie unterlag, kam dies einer Neuordnung der Systeme gleich. 24 Jahre und 8 Tage später treffen wir uns digital zur 22. Schlossgarage mit dem Thema „Analoge Broschüre oder digitales PDF? Was bringt mehr?“
Natürlich wird die Frage „Analog oder digital?“ nicht annähernd so heiß diskutiert wie der Schock in der Schachwelt groß war. Aber dennoch: Wir sprechen von einem äußerst emotionalen Thema, einem echten Kampf der Leidenschaften, sogar einem neuen Wertesystem.
Da erscheint es wichtig, erstens genauer hinzusehen und zweitens zurückzublicken. Denn die Geschichte analog/digital beginnt mit einer der wichtigsten Evolutionen der Menschheit überhaupt: dem Drucken.
Die Erfindung des Druckens ist chinesisch.
Wir folgen hier zwei Entstehungstheorien, die beide belegen, wie weit vorne die Chinesen mit der Übertragung von Informationen auf bleibenden Medien waren.
Entstehungstheorie Nummer 1 steckt in einem Siegel-Stempel. Erste Zylinder-Siegel kamen bereits 2900 v. Chr. zum Einsatz. So richtig alltagstauglich wurden dann 300 v. Chr. die ursprünglichen Schriftzeichen in Ton gedrückt.
Entstehungstheorie 2 zeigt chinesische Steingravuren, die auf 165 n. Chr.
datiert werden. Auf diese Art wurden z. B. die Klassiker des Konfuzius in Stein festgehalten. Nachteil: Nutzung und Lagerung. Ein „Steinbuch“ benötigte 13 Acker, in denen die Steintafeln wie Grabsteine in Reih und Glied aufgestellt waren.
Als Weiterentwicklung daraus entstanden die chinesischen Steinabreibungen, aus dem Jahr 200 n. Chr. Das Motiv wurde in Stein graviert und gemeißelt – das war übrigens die erste Hochdrucktechnik.
Noch einen Schritt weiter – und vor allem leichter – gingen die chinesischen Drucker, als sie auf 770 n. Chr. auf Holzblöcke umstellten.
Das ist noch nicht alles. Auch die Papiergeschichte ist Made in China, von einem gewissen Ts ́ai Lun 105 n. Chr. Seine Technologie wurde fast unverändert bis ins 19. Jahrhundert weitergereicht.
Wie die Geschichte des Druckens weitergeht und welche Auswirkungen von welchen Protagonisten in die Weltgeschichte gesetzt wurden, lesen Sie ausführlich in unserem Blog „Gutenberg“.
Mit dem Zeitensprung kommt der digitale Seiten-Sprung.
Schauen wir auf unsere alltägliche technologische Gegenwart, dann wird schnell deutlich, wie sehr die gestalteten Seiten zwischen Druck und Online umherspringen, zwischen Broschüre und Newsletter, zwischen Blog und Brief.
Im Markencode fokussieren wir uns u. a. ganz scharf auf die Kommunikationsstrategie und die Berührungspunkte. Wir arbeiten die Antworten auf die Fragen heraus, mit welchen Wertekanälen wir welche Zielgruppe am besten erreichen bzw. mit welcher Kreation und Gestaltung ein Werbemittel wie und wo am besten wirkt.
Denn nur wenn wir wissen, was wir wollen und wohin die Customer Journey gehen soll, können wir die besten Formen der Kommunikation einsetzen. Wir schlagen Brücken zwischen Überzeugungen und Leidenschaften, Nutzwerten und Infoschnelligkeit, Haptik und Hashtag.
Wesentlich sind zwei Betrachtungen:
- Die positiven Assoziationen zu „analog“ sind: menschlich, gemütlich, emotional und lebendig. Auf der Negativ-Seite stehen alt, kompliziert, teuer.
- „Digital“ wird negativ wahrgenommen als technisch, kühl, „tot“ und überperfekt. Positiv kommen Begriffe wie modern, einfach und effizient daher.
Und noch etwas. Trotz aller Modernität, des mobilen Wisch-Lese-Verfahrens, der schnellen Push-Infos, Online-Impulse und aller digitalen Möglichkeiten: Kalligrafie- und Letterpress-Workshops boomen und begeistern Menschen. Ein Buch braucht keinen Strom. Ein guter Prospekt eröffnet Erlebnisse ganz einfach.
Das Große und Ganze ist entscheidend.
Die Evolutionsgeschichte der Information und Kommunikation lässt sich in vier Begriffsetappen darstellen: Erzählen, Festhalten, Schreiben, Weitergeben.
Wir wollen gerade in der Kommunikation weitergeben und etwas bewirken – in Wort und Bild, wertig und informativ, zielgruppengerecht und angebotsrelevant, analog und digital.
Genau deshalb heiligt der Zweck die Mittel, und zwar alle, die uns zur Verfügung stehen.
Der Apple fällt nicht weit vom Stamm.
Als Apple 1984 seinen Personal Computer Macintosh 128k vorstellte, war noch nicht ganz klar, wohin die Reise gehen würde. Heute wissen wir, dass die Kommunikation durch den PC noch breiter, vielfältiger, individueller und größer wurde. Die Technologie verändert die Art des Gestaltens. Es wird spielerischer, easier und „lustiger“. Buchstaben, Wörter, Satz und Grafik machen sich auf zu neuen Ufern.
Was uns in der Agentur aber immer wichtig ist: Die Idee ist entscheidend.
Und die kommt vom Menschen.
Kreation ist menschlich.
In der täglichen Agenturarbeit tauchen natürlich immer wieder die Fragen nach analog und digital auf. Die Antworten sind so individuell wie Kundenwünsche und Ansprüche, Ziele und Gegebenheiten, Typen und Trends.
Die digitale Welt mit PDF oder Online-Broschüre ist glatter und zweidimensional
- verlässt das digitale System nicht
- am Bildschirm lesen, schnell suchen, informieren, mobil und jederzeit
- neue Formen der Textgestaltung kommen zum Einsatz
Die digitale Kommunikation schafft viele Kontaktmöglichkeiten
- schnelle Information
- Vernetzung, Verlinkung
- Individualisierung, Personalisierung
- Kundenbindung
- abgestimmt auf Nutzerverhalten
- Motion
Die analoge Welt eröffnet viele Sinneswahrnehmungen
- erscheint perfekter als digital
Fotoqualität und Brillanz - Auflösung und Farbpigmente wirken, erzeugen Spannung
- die Haptik wird bedient durch Papierwahl, Oberfläche, Prägung, Bindung, Verarbeitung
Die analoge Kommunikation schafft starken Impact und längere Verweildauer
- das „Unperfekte“, das Menschliche wird kultiviert
- Formate, Dicke und Handwerk sprechen an
- Veredelungen schaffen Reize
- Immer neue Möglichkeiten z. B. durch Varianten mit Altpapier oder Dreidimensionalität
Die Stärken des Mediums stärken.
Als erstes Fazit lässt sich festhalten:
Das Ziel bestimmt das Medium.
Deshalb sind u. a. einige Fragen ratsam: Schnelle oder „langsame“ Information? Haptik oder Motion? Blättern oder suchen? Viel Zeit oder Newsletter? Ausführliche Darstellung oder Impuls? Hochwertiges signalisieren oder Preisargumente kommunizieren?
Zweites Fazit:
Die Zielgruppe bestimmt das Medium.
Welcher Typ Kunde hat welche Vorlieben? Sprechen wir introvertierte Menschen an oder extrovertierte? Sachbezogen oder personenbezogen?Haben wir eine spezielle Altersgruppe im Fokus oder streuen wir breit?
Das dritte Fazit:
Die analoge Broschüre tut dem Gehirn gut.
Forschungsergebnisse zeigen, dass das Wahrnehmen mit mehreren Sinnen – wie bei Broschüre, Katalog, Buch oder Folder – das Gehirn stimuliert und die Aufnahmefähigkeit fördert. Also, das Sehen, die Haptik, das Geräusch beim Blättern, der räumliche Gesamteindruck, die Orientierung im Medium regen an und fördern die Aufmerksamkeit.
Das vierte Fazit:
Online ist schnell, nah und aktivierend.
Ob auf Sender- oder Empfängerseite, digital haben wir die Schnelligkeit, die Erreichbarkeit und die Reaktionsfähigkeit, die wir für diverse Aktionen brauchen.
Das große Fazit: Together we are strong.
Das Zusammenspiel der Kräfte ist auch hinsichtlich analog und/oder digital der beste Weg. In Druckwerken punktet das Unperfekte ebenso wie der Hochglanz, je nach Anspruch und Kreationsidee. Online geben wir einen Push im Markt, bei der Zielgruppe und im New Business. Die Disziplin Media-Mix ist in der analogen/digitalen Betrachtung eine herausfordernde und erfüllende gleichsam.
In der Online-Welt wird Tempo gemacht. Hier werden Menschen erreicht, die wir erst gewinnen und dann kennen. Hier werden Anreize geschaffen und Verbindungen, die für morgen gut sein können. „Im Druck steckt Wahrheit.“ Das sind die Worte von Thomas Börgel aus der abschließenden Diskussion. Das gedruckte Wort gilt, ist unverrückbar. In jedem Druckwerk steckt mehr als nur die Info, eben auch Handwerk, Haptik, Zeit und Muse.
Analog oder digital? Beide Kanäle haben eigene Gesetze und Chancen. Auf beiden punktet man mit guten Ideen und gutem Design.
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