Papier schreibt Geschichte
Einer kam zur Tür herein, der Rest war online dabei. Willkommen in Hybridistan. Als am 21. Oktober 2021 unser Grüner Salon eröffnete, gab es seit langer Zeit wieder einen Live-Gast. Das 24. Thema unserer Vortragsreihe: „Faszination Papier“ – seine Geschichte, Herstellung und Bedeutung. Denn Papier spielt in unserem Alltag entscheidende Rollen und hat viele Formen: Verpackungen, Zeitungen, Magazine, Büro- und Hygieneartikel, Klopapier, Hygienekleidung fürs Krankenhaus, Coffee-to-go, Bücher, Schulhefte, Gipskarton etc.
Papier ist mehr als nur ein Material
Papier ist allgegenwärtig. Deutschlands Jahresverbrauch verursacht z. B. einen 520.000 km hohen Papierstapel! Aber: Papier ist weitaus wertvoller, als wir denken. Nicht nur monetär gedacht, sondern auch haptisch, sensorisch, optisch und kommunikativ.
Ein Buch zu lesen, ist etwas ganz anderes als auf einem E-Book zu wischen. Das Wahrnehmen mit mehreren Sinnen stimuliert das Gehirn und fördert die Aufnahmefähigkeit. Sehen, Fühlen, das Hören des Umblätterns, der räumliche Gesamteindruck und die Orientierung im Buch, im Magazin oder in der Zeitung sind belebend und binden uns an den Inhalt.
In der Gestaltung zeigt Papier seine Stärken sehr deutlich. Es ist perfekter als digital, wenn wir nur an Fotoqualität, Brillanz, Oberfläche, Auflösung, Farbpigmente denken. Das Nicht-Digitale eröffnet mehr Möglichkeiten in der Kommunikation, in der Darstellung, in der Verbindung zu Medium und Inhalt.
Das lässt sich kultivieren und je nach Einsatz perfektionieren. Themen wie Format, Veredelungen, Prägungen, Einsatz von Altpapier, Dreidimensionalität oder Papierqualitäten stehen stellvertretend für die Möglichkeiten.
Von Wespen und anderen bestechenden Geschichten
Der Blick auf die Geschichte und die heutige Vielfalt machen deutlich,
dass Papier kein Wegwerfprodukt ist. Vielmehr ein Kulturgut, das wir heute stärker schützen sollten als je zuvor.
Waren und sind die ersten „Papier-Produzenten“ in der Natur noch die Wespen, die sich aus Holzstaub und Speichel ihre papierartigen Behausungen bauten, so zeigt die Entwicklungsgeschichte des Schreibens in der menschlichen Welt sehr viele Stationen – beginnend um 5.500 v. Chr.
Nach Stein, Ton, Wachs, Pergament und Papyrus kam Zellulose auf den Tisch der Schreibenden und Überliefernden. Der Pflanzeninhaltsstoff Zellulose plus Wasser ergaben den entscheidenden Mix (= Brei). Die dünne Schicht davon und die entsprechende Trocknung sind bis heute die Grundelemente für Papier.
Wo aber bekam und bekommt man Zellulose her? Aus Hanf, Leinen, Baumwolle, Fichtenholz, diversen Pflanzen, Maulbeerbaum etc.
Und wie erzeugt man eine dünne Schicht Zellulose-Brei? Mittels eines Bottichs mit einem Sieb und durch Schöpfen = Papierschöpfen.
Aus China in die Welt
Papier, wie wir es kennen, wurde übrigens in China erfunden – um 105 n. Chr. Ts ́ai Lun, ein Beamter am chinesischen Kaiserhof, sorgte für die erste belegte Beschreibung. Die Technologie hielt sich fast unverändert bis ins 19. Jahrhundert. Aus Seidenabfällen, Stoffresten (Lumpen), vermischt mit Hanf, Baumrinden und Wasser entstand Papier.
In Europa waren die ersten Papier-Stationen Valencia um 1.100 n. Chr. Um 1.276 n. Chr. wurde die erste Papiermühle in Italien erwähnt.
Noch heute begeistert uns das handgeschöpfte Büttenpapier, in dem Leim und Kaolin als Füllstoff zugesetzt werden. Haptik und Aussehen zeugen von Ursprünglichkeit, von Handwerk und besonderer Hingabe. Aber natürlich brauchte es für die Verbreitung und die zunehmende Bedeutung von Papier die maschinelle Fertigung.
Nicholas-Louis Robert erfand 1.799 in Frankreich die erste Papiermaschine der Welt, die bis heute als Basis für die Papierherstellung gilt. Zellulose wird heute aus Holzschliff gewonnen und Altpapierverwertung ist unerlässlich in der heutigen Zeit. Übrigens gibt es die Altpapier-Recycling schon seit 1.774.
Ein Rundgang durch die Papierfabrik Steyrermühl zeigt, welche Ausmaße die Papierproduktion heute einnimmt. Er zeigt auch, wie wichtig die Ressource Papier heute ist. Allein 500 Blatt A4-Papier benötigen neben Energie, Maschinen und Arbeitsleistung 7,5 kg Holz und 130 Liter Wasser.
Und was macht Papierqualität heute aus?
Papier hat viele Charaktere, die von wesentlichen Faktoren bestimmt werden: die Stärke, die Farbe, Weißheit und Bleichung, glatte oder gestrichene Oberflächen, ungestrichen, saugend und haptisch, umweltfreundlich aus Recycling oder neu … Der Einsatz entscheidet über die Auswahl, auch der Anspruch, das Image und das Produkt. Papier steht für Wertigkeit. Zudem spielen Veredelungen, Besonderheiten und Verarbeitungen wesentliche Rollen. Und was man dann in Händen hält, ist immer mehr als nur Material. Es sind Werke aus Papier.
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